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Der Wert der Freiheit in begrenztem Raum

18. Mai 2025 | Schule & Bildung, Stadtratsfraktion, Wermelskirchen

Ein Beitrag der SPD Wermelskirchen

Freiheit ist ein hohes Gut – im Grundgesetz verankert, im Alltag geschätzt, in der Realität jedoch oft an Bedingungen geknüpft. Diese Bedingungen können, so paradox es klingt, auch räumlicher Natur sein. Genau das erleben wir aktuell in der Schulentwicklungsplanung unserer Stadt. Und ähnlich zeigt es sich in der gesamtgesellschaftlichen Debatte zur Migration.

Im Schulausschuss wurde in den vergangenen Wochen intensiv über die zukünftige Zügigkeit des Städtischen Gymnasiums diskutiert. Grund: Deutlich gestiegene Anmeldezahlen dort und gleichzeitig ein starker Rückgang an der benachbarten Gesamtschule. Die Stadt als Schulträger steht nun vor der Herausforderung, wie sie mit dem knappen Raum – im wahrsten Sinne des Wortes – verantwortungsvoll umgeht. Eine dauerhaft sechszügige Ausrichtung des Gymnasiums ist räumlich schlicht nicht möglich. Die Diskussion um eine Begrenzung auf fünf Züge ist damit keine politische Willkür, sondern eine organisatorische Notwendigkeit. Zumindest für das Schuljahr 2026/27 wurde eine Begrenzung des Gymnasiums auf 5 Züge beschlossen.

Doch es ist eben mehr als eine organisatorische Frage. Es geht auch um Wahlfreiheit. Eltern und Kinder möchten ihre Schule frei wählen – ein verständliches und berechtigtes Anliegen. Wenn jedoch räumliche Grenzen diese Wahlfreiheit beschneiden, wird das als Eingriff empfunden. Und damit berühren wir ein Thema, das weit über die Schulentwicklung hinausgeht.

Auch in der Migrationsdebatte – auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene – erleben wir ähnliche Spannungsfelder: Der Wunsch nach Offenheit und humanitärem Handeln kollidiert mit infrastrukturellen, organisatorischen und gesellschaftlichen Kapazitätsgrenzen. Wenn die Aufnahmefähigkeit einzelner Kommunen oder Länder überschritten wird, entstehen Diskussionen über Begrenzungen und Kontrollen – bis hin zur Rückweisung an Grenzen. Auch das ist eine Form der Einschränkung von Freiheit, etwa der Freizügigkeit innerhalb Europas. Selbst das Schengen-Abkommen gerät zunehmend unter Druck.

Ob Schulwahl oder Migration – in beiden Fällen stellt sich die Frage: Wie gehen wir mit Freiheit um, wenn Raum begrenzt ist?

Die SPD Wermelskirchen steht dafür ein, dass Freiheit nicht der Kapazität geopfert wird. Doch wir sind auch Realist:innen. Deshalb arbeiten wir daran, Räume zu schaffen, die Freiheit ermöglichen:

• durch eine vorausschauende Schulpolitik und eine Schulentwicklungsplanung, die langfristig ausreichend Plätze und Alternativen bietet,
• dass eine Begrenzung von Zügigkeiten wie die Beschulung von Kindern, die das Gymnasium am Ende der Klasse 6 verlassen müssen, in einer anderen Stadt nur im äußersten Notfall vollzogen werden müssen
• durch Investitionen in die Gesamtschule, damit sie für Eltern und Kinder attraktiver wird,
• und auf höherer Ebene durch eine realistische und solidarische Migrationspolitik, die Integration ermöglicht und Grenzen menschlich gestaltet.

Freiheit braucht Raum – physisch, gesellschaftlich und politisch. Wenn dieser Raum fehlt, geraten Grundrechte unter Druck. Es ist unsere Aufgabe als Sozialdemokrat:innen, diese Räume zu erweitern und Freiheit zu verteidigen, auch – und gerade – wenn es unbequem wird.