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Warum uns der 30. Januar 1933 das Erinnern wert sein sollte!

26. Januar 2023 | Europa

Von Jochen Bilstein

Am 30. Januar 1933, vor 90 Jahren, wurde Adolf Hitler mit seiner Ernennung zum Reichskanzler
die Macht in Deutschland übertragen.

Er nutzte sie mit seiner Partei dazu, das Land in wenigen Wochen in eine Diktatur zu verwandeln.
Am 24.März stimmten Nationalsozialisten, aber auch die Abgeordneten der Zentrumspartei
und der Liberalen im Parlament für ein „Ermächtigungsgesetz“, mit dem die Demokratie von Weimar abgeschafft wurde.

Nur die Sozialdemokraten lehnten das Gesetz im Reichstag ab,
die kommunistischen Abgeordneten waren zu der Zeit bereits verhaftet.

Mit Zustimmung der konservativen Eliten und schließlich des aller größten Teils der Bevölkerung lösten Hitler und seine Mittäter den 2. Weltkrieg aus
und
ermordeten in dem Völkermord an den europäischen Juden Millionen von Menschen.

Lange wurde nach der Niederlage Deutschlands 1945
von einem Neubeginn als der „Stunde Null“ gesprochen.

Dieser Ausdruck ist irreführend.
Irreführend unter anderem deshalb, weil noch lange in der neu gegründeten Bundesrepublik Juristen, Diplomaten, Ärzte, Polizisten und Wirtschaftsführer, nationalsozialistische Täter,
Einfluss in dem noch jungen und ungefestigten demokratischen Staat hatten.
Vor wenigen Tagen konnte man in der ARD die Serie „Bonn“ sehen.
Eine „Schmonzette“ zwar, wie die Frankfurter Rundschau schreibt, aber auch eine Darstellung der Geburtswehen der jungen Demokratie,
in der im Jahr 1954 und noch länger darüber hinaus eben jene alten Nazis Einfluss hatten und versuchten, den neuen Staat in ihrem Sinne zu gestalten.
Es ist ihnen, wie wir heute wissen, nicht gelungen.
Wieviel Erfolg aber hätten sie gehabt, wenn der wirtschaftliche Erfolg die Demokratie nicht gefestigt hätte.

Wenn wir aktuell über die Grenzen schauen und beobachten müssen, wie sich in demokratischen Staaten wie zum Beispiel in Frankreich, Italien und den USA
radikale antidemokratische Kräfte – keinesfalls Splittergruppen – etabliert haben und aus der Mitte der Bevölkerung große Zustimmung erhalten,
dann müssen wir auch für unser Land konstatieren,
dass die Demokratie keinesfalls ein Selbstläufer ist.

Die oft hasserfüllte Ablehnung gegenüber politisch Handelnden in den Parlamenten und Ministerien als Volksverräter, der nach wie vor virulente und offene Antisemitismus, die Fremdenfeindlichkeit- die Ablehnung von Flüchtlingen galt in der Bundesrepublik bereits den aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertriebenen Deutschen -, die Zustimmungswerte für die AfD
in einigen Teilen des Landes, das sind Affekte und Meinungen, die für unsere demokratische Grundordnung zerstörerisch werden können.

Besonders dann, wenn Bürgerinnen und Bürger in großer Zahl unserer Demokratie gleichgültig gegenüberstehen, als ginge es sie nichts an.

Am 30. Januar 1933 waren die Zeiten schwerer für die Menschen in Deutschland als für uns heute trotz aller aktuellen Krisen.
Daher fielen viele Menschen auf die rechtsradikalen Verführer rein.
Aber viele waren einfach nicht interessiert an den politischen Vorgängen, sie sagten
`ich bin doch kein Kommunist oder Sozialdemokrat, kein Jude, kein Mensch mit Behinderungen, kein Homosexueller´, sie lebten in ihrer privaten Blase.

Welch ein grausamer Irrtum.

Und daher sollten wir uns in diesen Tagen an die Ereignisse um den 30. Januar 1933 erinnern.
Vielleicht kann man ja doch ein wenig aus der Geschichte für unser aller Gegenwart und die Zukunft unserer Kinder lernen.